Bereits vor 4 Jahren gebucht und dann, Anfang Januar, war es endlich so weit. Wir packten unsere Taschen und reisten nach Tromso, eine kleine Stadt etwa 350 km nördlich vom Polarkreis gelegen. Hier erwartete uns ein ganz besonderes Lauferlebnis, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Der PolarNight Run ist mit maximal 2000 Teilnehmern über alle Instanzen (5, 10, 21 und 42 km) eher eine kleine Veranstaltung und leider liefen nicht alle gemeldeten Personen mit. So starteten beim Marathon 62 Läufer/innen von 80 und beim Halbmarathon nur 649 von 923. Die restlichen Teilnehmer nahmen die beiden 5 und 10 km Strecken in Angriff.
Großen Respekt habe ich immer noch vor allen Marathonläufern. Die schnellste Läuferin (aus Norwegen) schaffte die Distanz bei dem eiskalten Wind und auf der mit Schnee und Eis bedeckten Strecke in 3:02!!!! Ich staunte nicht schlecht als sie mir auf Höhe der 5er Marke entgegenkam. Denn die Marathongruppe startete bereits um 13:00 Uhr, etwas außerhalb auf der Insel Kvaloya und noch bei Tageslicht.
Der Startschuss für den Halbmarathon fiel um 15:00 Uhr in der Stadtmitte auf der Fußgängerzone, ganz in der Nähe des Rathauses und der kleinsten Bar der Welt, der „Raketten“. Hier treffen sich Einheimische und Touristen auf einen leckeren Rentier-Hotdog und einem Glühwein mit Mandeln und Rosinen oder einer heißen Schokolade an einer gemütlichen Feuerstelle.
Zuvor gabs auf dem Storgata Platz ein gemeinsames Warm-up, was bei – 6° auch erforderlich war. Kurz darauf gings los. Die ersten 2-3 km durch die Stadtmitte und das Wohngebiet waren relativ eis- und schneefrei. Danach musste man allerdings aufpassen, denn gestreut wurde nur mit Sand. Einige Läufer trugen von Beginn an Spikes. Nach einem kurzen Testlauf am Vormittag, hatten wir uns dagegen entschieden. Wir nahmen sie nur vorsorglich mit und wie sich herausstellte, konnten wir auch ohne sie ganz gut auf den schnee- und eisbedeckten Wegen laufen. Wenn auch nicht so schnell. Perfekt waren die Sohlenwärmer, die wir in unseren Schuhen trugen. So hatten wir den ganzen Lauf über warme Füße.
Nach den ersten 1,5 km wurde mir warm und ich trennte mich von meiner Windjacke, der obersten Schicht von insgesamt 4. Aber nur kurz, denn nachdem wir das Wohngebiet hinter uns gelassen hatten, trafen wir auf einen eiskalten Seitenwind.
Ein großer Teil der Strecke verlief an der Küste entlang, von Fackeln/Kerzen gesäumt, bis raus zum Flughafen. Hier drehten wir eine Schleife und dann ging es auch schon wieder zurück in die Stadt.
Auf der Strecke gab es alle 5-6 km eine „Versorgungsstation“. Gereicht wurden eiskaltes Wasser und ein genauso kaltes isotonisches Getränk. Bei der Kälte haben wir nur wenig und schluckweise getrunken. Riegel und Gels hatten wir eingepackt, da sie nicht verteilt wurden.
Sensationell waren die vielen gut gelaunten und anfeuernden Helfer, die trotz der Kälte diese Veranstaltung unterstützt haben. Und die vielen Familien, die außerhalb der Stadt mit Kind und Kegel vor ihren Häusern standen, um die Läufer mit „Heya!, Heya!“anzufeuern und so für gute Stimmung sorgten.
Am Ziel angekommen gab es eine schöne Medaille für jeden Läufer, eine Wärmefolie, warme Getränke, Obst und verschiedene Protein-Snacks. Das tat erst mal gut. Aber wir hielten uns nur kurz hier auf. Denn im Hotel wartete schon eine warme Dusche auf uns.
Die Siegerehrung fand im Scandic Ishavshotel statt. Geehrt wurden jeweils die ersten 3 Männer und Frauen in jeder Altersgruppe. Danach wurde das leckere Buffet eröffnet (gegen Aufpreis, begrenzte Plätze!) und wir ließen bei netten Gesprächen den Abend ausklingen.